Verschleiß

Nennen wir ihn mal V: V hat den 2.Dan im Aikido. Er hat schätzungsweise zehn Jahre in Aikido investiert, mit regelmäßigem Training mehrfach die Woche. Als ich mich mal beklagte, dass ich nicht vorankomme mit meinen Bewegungen, meinte er: “Wenn ich so wenig trainieren würde wie Du, würde es mir auch keinen Spaß machen”.

Ich bewundere Menschen, die Meisterschaft auf einem Gebiet erreichen. Die Kombination aus Talent, Erfahrung, Konzentration, Priorisierung führt zu einer einfach beeindruckenden Haltung: Abwägend, aber trotzdem klar, fundiert, entschieden, nicht vorschnell, und viele gute Dinge mehr. Wichtigste und wesentliche Vorraussetzung, so dachte ich immer, ist, dranzubleiben. Immer einen Weg zu finden, weiterzumachen, sich nicht entmutigen zu lassen, immer die Augen offenzuhalten, wo noch was geht.

Wie ich am Beispiel V. jetzt feststelle, kann es trotzdem irgendwann vorbei sein. V. kann nach einem Kreuzbandriss und einer Meniskusoperation die fürs Aikido nötigen Bewegungen einfach nicht mehr machen. Er meinte dann auch mal, einige Bewegungen “hätten ihm immer irgendwie wehgetan”.

In Zeiträumen wie “10 Jahre” denkt man selten. Ich habe jetzt gelernt: Über die Jahre addieren sich nicht nur die Erfahrungen, sondern auch der Verschleiß.

Es Läuft, Aber

Was bekommt man, wenn man eine intradisk mit einer Squeezebox kombiniert? Theoretisch: Ein nicht ganz billiges, aber echt schickes digitales Audio-System, das ohne kompletten Rechner und ohne Festplatte im Wohnzimmer auskommt, und so ziemlich strom- und platz-sparend ist. Praktisch (nach viel Bastelei): Ein System, das funktioniert, aber zu langsam ist, als dass die Bedienung Spaß machen würde.

Vielleicht finde ich ja noch die richtige Tuning-Schraube…

Why is there a shortage of scientists?

FT.com / Home UK / UK – Alan Cane: Why is there a shortage of scientists?
There is a shortage of science graduates. … But here’s an interesting fact. … The mathematics in this book are truly fearsome, yet it has been walking off the shelves. … All of this suggest to me that there is a much greater interest in science than is generally perceived. … Various schemes have been devised to improve the image of science, many of them … dumbing down the subject. [ Man denke nur an Dank Informatik! ] … We need teachers at [the primary and junior school] level who have both the skills and enthusiasm to impart a love of science in young minds.

Vielleicht brauchen wir eher eine Organisation des wissenschaftlichen Betriebs, die der Liebe zur Wissenschaft Raum zur Entfaltung gibt, statt sie durch finanzielle “Abstrafung”, unzeitgemäße Arbeitsbedingungen und anti-intellektuelle Klüngelei zu hemmen. Die Gehälter für wissenschaftliche Mitarbeiter und Postdocs liegen deutlich unter dem freien Markt, die Vertragssituationen werden prekärer, für welchen Diplom-Informatiker soll das noch attraktiv sein?

Übernachten in Amsterdam

Die Vokabel “Minimum stay” habe ich jetzt gelernt. So bedeutet z.B. die Aussage “Minimum Stay 3 days”, dass zwei Betten in einem ramschigen Schlafsaal plötzlich 180 Euro kosten können – so viel, als hätte man sie das gesamte Wochenende belegt. Und wenn der Schlafsaal ausgebucht und nur noch ein “4 persons private room” übrig ist, kostet das selbe Hostel auch mal 240 Euro. Nicht realistisch. In Amsterdam scheinen jedes Wochenende Zustände wie im Weihnachtsevangelium zu herrschen.

Wir hatten ganz naiv angenommen, wir könnten zwei Wochen vor Ankunft noch eine Übernachtung in Amsterdam buchen. Online findet man zunächst Sites wie amsterdamtourist.nl, die zwar eine Liste von Hotels liefern, die man sich dann aber händisch durchklicken und -telefonieren (!) darf. Semantic Web sieht anders aus.

Man findet dann auch einige Infos über die (mangelnde) Verfügbarkeit von Betten. Gut organisiert ist z.B. hostelz.com. Beim Surfen stellen wir allerdings schnell fest, dass die meisten Hotels in Amsterdam ihre freien Betten an eine zentrale Datenbank melden – früher oder später – und keineswegs auf der eigenen Website veröffentlichen. Und dass fast alle Sites sich aus dieser Datenbank bedienen (Syndizierung!), früher oder später – was hier noch frei ist erscheint dort schon als ausgebucht. Besonders viele freie Betten melden Sites, die frühzeitig eine Anmeldung inkl. Kreditkarteninfo wünschen, das weckt meine paranoiden Tendenzen.

Was ich mir gewünscht hätte: eine zentrale Site, etwa der Stadt Amsterdam, in der man Anfragen stellen kann wie “wir wollen ein Nacht unterkommen, maximal 100 EUR, sortiert nach Entfernung zur City mit Öffentlichen Verkehrsmitteln”

Wie haben wir unser Hotel tatsächlich gefunden? 1. Sukzessive die Ansprüche zurück (Bettenburg) und den Preis hochgeschraubt; 2. Vom City Center in die Randbezirke; pro Hotel die Adresse ergooglet und (ebenfalls erratisch) versucht, die Position auf der Karte und die Verkehrsanbindung herauszufinden; 3. Google, eine thailändische Hotel-Such-Site und Durchklicken, und schließlich einfach: 4. Expedia, die scheinbar Betten gehamstert haben. Fazit: Nicht reproduzierbar, kein Spaß. Nächstes Mal das ganze Wochenende oder viel, viel früher buchen.